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Thorgrims letzte Ruhestätte - Druckversion

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- Anonymous - 29.06.2005

Die Augen geschlossen und eng an Kjaskar gepresst, hatte Babe darauf gewartet, dass endlich wieder Stille eintrat und der Schnee aufhörte, sich um sie herum aufzutürmen. Ihr Atem vermischte sich mit dem vom Nordmann und ihre warmer Körper lag eng an seinem an, was die Kälte um sie herum einigermaßen erträglicher machte. Trotzdem schauderte sie, nicht nur, weil die Temperatur in ihrer Schneehöhle rapide sank. Es war die Ahnung davon, was es hieß, dem Tod nur knapp entronnen zu sein und die Erkenntnis, wie schnell man sein Leben verlustiert sein konnte, der sie frösteln ließ.

Erst als Kjaskar damit begann, seltsame Verrenkungen aufzuführen, stieg wieder ein Grinsen in ihre Augen auf. Babe hob mit einem Schmunzeln den Kopf und sie versuchte, ihm trotz ihrer momentanen Situation Kjaskar mit dem Rucksack zu helfen. Anschließend stellte sie sich auf die Zehenspitzen, wobei sie ihre Arme rechts und links an seinem Kopf vorbeischob und begann damit, den Schnee hinter ihrem Gefährten wegzuschieben. Ihre von den Fäustlingen geschützte Hände gruben sich dabei tief in den Schnee, schoben und rückten die weiße Masse nach draußen und zur Seite, um als erstes wenigstens ein Luftloch zu schaffen.
Nachdem sie schließlich eine erste Luftzufuhr gesichert hatte, wandte sie sich mit einem schiefen Lächeln an Kjaskar:

„Ersticken werden wir schon mal nicht....“

Babe hatte sich bei der Tätigkeit in Hitze gearbeitet und sie spürte, wie ihr der Schweiß aus den Poren trat. Trotzdem hatte sie erst ein Loch schaffen können, in das höchstens ein Kopf gepasst hätte – sie würde mehr Platz brauchen, um eine Öffnung schaffen zu können, in der der Hüne auch durchpassen würde. Sie murmelte deshalb ein: „So wird das nichts...“ und begann vorsichtig mit den Füßen den Schnee unter ihren Füßen zusammenzutrampeln. Die Hände dabei auf die Brust von Kjaskar gelegt, drückte sie ihn soweit von sich fort, dass sie ihre Beine gefahrlos bewegen konnte und somit ein Podest erschaffen konnte, auf dem sie stehen konnte.

Mit jedem Tritt, den Babe machte, stieg sie einige Zentimeter höher. Hinter und über sich der Fels und vor sich Kjaskar und die weiße Wand hielt sich ihr Spielraum jedoch in Grenzen, was Babe ein weiteres mal ins Schwitzen brachte. Erst, als sie ein so großes Loch geschaffen hatte, dass sie nun ihre Arme einsetzen konnte, hieß sie Kjaskar etwas in die Knie gehen. Mit einiger Mühe rutschte der Nordmann an der Schneewand hinter sich herunter und umfasste sie dann um die Hüfte, um sie nun über seine Schulter zu schieben.
In dieser neuen Lage konnte Babe nun endlich den Schnee soweit zur Seite bringen, so dass sie anschließend unter tatkräftiger Unterstützung von Kjaskar ins Freie kriechen konnte.
Gleich darauf drehte sie sich wieder um, steckte die Hände in die Höhle zurück und nahm die Sachen entgegen, die ihr Kjaskar entgegenhielt und die ihre ganze Ausrüstung enthielten.
Wenig später bemühte sich auch der Nordmann aus der Höhle heraus – lauthals schimpfend und mit Hilfe der Kriegerin, die an seinen Armen und an seinen Oberkörper zerrte. Schnee schob sich dabei immer wieder von oben nach oder drohte unter ihnen wegzurutschen, was Babe schließlich zu einem kräftigen Fluch veranlasste.

„Erschlag mich das nächste Mal, wenn ich wieder auf Brettern einen Hang hinunterfahren will.

Tief ein und ausatmend warf sich Babe gleich darauf neben Kjaskar in den Schnee, nachdem dieser endlich die Schneehöhle verlassen hatte. Ihr Puls raste vor Anstrengung und auf ihrer Stirn stand der Schweiß. Die Augen in den grauen Himmel gerichtet meinte sie lakonisch:

„Und das alles noch vor dem Frühstück...“!


- Anonymous - 29.06.2005

Schwer atmend stützte sich Kjaskar auf seinen Unterarmen ab, drehte sich etwas zur Seite und warf einen Blick in den kleinen Hohlraum hinunter, der den beiden Reisenden das Leben gerettet hatte. Kopfschüttelnd richtete er sich ganz auf, strich das von Anstrengung und geschmolzenem Schnee nasse Haar aus seinem Gesicht und band es zu einem Zopf. Ein kurzer Schmerz flammte auf, als er die frische Prellung an seiner Stirn berührte.

„Bei den Göttern, das war knapp...“

Seine sonst eher enthusiastische Stimme war einem ehrfürchtigen Murmeln gewichen, als er auf die Schneemassen vor seinen Füßen blickte. Der Morgen brach nun zusehends stärker an und versuchte sich durch die grauen Wolkenmassen zu kämpfen und das Gebirge von seiner schummrigen Dunkelheit zu erlösen. Das Tal unter Kjaskar und Babe glich einer weißen Ebene. Überall türmte sich der Schnee von dem Hang auf und erinnerte den Hünen unwillkürlich an einen stürmischen Seegang. Ganze Eisplatten ragten hervor und gaben der Landschaft den Hauch eines Friedhofs.
Das Gesicht des Nordmanns zog sich zu einer Grimmasse zusammen.

„Und ich fürchte, die Probleme hören noch nicht auf... Der Gang über diese Eislandschaft wird kein Rübenschlecken!“

Trügerische, leicht zu beschreitende Passagen boten sich den beiden Reisenden auf einen ersten Blick an. Wie zum Beweis seiner Befürchtung warf Kjaskar einen Rucksack etwas weiter neben sich. Der lederne Ranzen sackte bis zu seiner Hälfte ein.

„Vielleicht sollten wir wirklich erst mal eine Rast machen, und warten, bis die Sonne und etwas Zeit den Schnee fester macht... Was hältst du davon?“


- Anonymous - 29.06.2005

"Frühstück hört sich gut an," murmelte die Kriegerin, den Blick immer noch gen Himmel gerichtet. "Aber ich schlecke keine Rüben, das sag ich dir gleich..."

Babe ließ sich nach ihren Worten, denen man ihre Erschöpfung anhörte, genau an der Stelle in den Schnee fallen, an der sie gestanden hatte. Ihr Kopf fiel auf ihre Brust, so dass ihre Locken über ihre Schultern fielen und ihr Gesicht bedeckten. So verharrte sie einige Sekunden, bis sie wieder den Blick hob, den Nordmann anlächelte und nach ihrem Rucksack griff. Diesen öffnete sie schweigend und zog ein Stück hartes Brot sowie das Trockenfleisch von den Ausmaßen eines großen Laibes heraus. Anschließend griff sie zu ihrem Dk`tagh, säuberte es kurz im Schnee und säbelte dann eine dicke Scheibe vom Brot ab.

"Das Fleisch muss weg..." meinte sie bestimmt. "Denn erstens ist es sauschwer und zweitens drückt es mir schon die ganze Zeit im Rücken."

Nachdem Babe auch sich eine Scheibe Brot abgeschnitten hatte, versuchte sie möglichst feine Scheiben vom Fleisch abzusäbeln. Mit diesem als Belag würden sie ein Frühstück haben, das ihnen genug Kraft für die nächsten Stunden geben würde.

Schweigend kaute Babe an ihrem Brot, während sie ihren Blick über die vor ihr liegende Landschaft streifen ließ. Schnee und Eis bildeten ein Bild der Ruhe, was sie jedoch nicht über die Gefährlichkeit der vor ihr liegenden Strecke hinwegtäuschen konnte. Sie fragte sich, wie sie ohne Schneeschuhe weiterkommen sollten. Ein Bild baute sich vor ihrem inneren Auge auf, in dem sie und Kjaskar bis zu den Hüften im Schnee stehend durch den Schnee pflügten um irgendwo erschöpft zusammenzubrechen.

Nachdenklich versorgte sie sowohl Kjaskar als auch sich selbst mit einer weiteren Scheibe. Es fiel ihr dabei schwer, das verzweifelte Gefühl zu unterdrücken, das gleichzeitig in ihr aufstieg. Erst, als sie auch diese Mahlzeit verdrückt hatte und sie die Vorräte in den Rucksack zurückverstaut hatte, wagte sie wieder an den Weg vor ihr zu denken. Ein leicht sarkastischer Ton, der ihre Besorgnis überdecken sollte, stahl sich in ihre Stimme, als sie fragte:

"Und nun? Lassen wir uns Flügel wachsen?"

Die Kriegerin blickte zu dem Nordmann, der mit seiner Prellung auf der Stirn und den zurückgebundenen Haaren ein Hauch von Grimmigkeit ausströhmte.

"Bist du für Flügel auch brav genug gewesen, Kjaskar Swafnildson? Denn ich füchte, ich war es zu keiner Zeit..."


- Anonymous - 29.06.2005

„Flügel? Hm, heiße ich Ezekiel? Nein, ich schätze, ich war wohl auch nie sehr brav.“

Die Stimme des Hünen klang abwesend, während er – ein Finger steckte in seinem Mundraum und porkelte eine Fettscharte zwischen seinen Zähnen hervor – sich langsam umsah.
Der Himmel war mittlerweile an mehreren Stellen aufgerissen, so dass sich das ganze Tal überblicken lies. Oder zumindest die Überreste von dem, was nach der Lawine noch übrig geblieben war. Um den improvisierten Rastplatz der beiden Wanderer erstreckte sich über einige hundert Meter nichts als heruntergekommener Schnee von dem Hang. Langsam drehte er sich auf der Stelle und suchte die Umgebung ab. Nach einem Moment musste er seinen Kopf senken und mehrmals mit den Augen blinzeln – die Sonne fraß sich durch immer mehreren Teilen der Wolkendecke und spiegelte sich auf der weißen Schneefläche bis ins Unerträgliche.
Überrascht hielt er nach einem weiteren Umschauen inne.

„Bei Ifirns sanfter Gnade – siehst du dort hinten die Stelle? Dort, wo sich die Felsen übereinander zu legen scheinen? Dorthin kann die Lawine nicht gekommen zu sein. Und warte mal einen Moment....“

Kjaskar kramte hektisch in seinem Rucksack und förderte schließlich die Karte auf dem Leder hervor. Mit einem kurzen, dröhnenden Lachen zeigte er auf eine Stelle.

„Die Götter scheinen uns gewogen zu sein, das Wohl! Wenn ich mich nicht irre, ist das da vorne das Kreuztor – einer der Wegpunkte zwischen der Siedlung der Sturmwind-Ottajesko und einem kleinen Handelsposten namens Njodgul. Es leben dort einige Familien, die mit uns Handel treiben – sie versorgen uns mit Fellen und seltenen Mineralien, während wir ihnen Nahrung und Bier schicken.“

Triumphierend rollte Kjaskar die Karte wieder ein und verstaute sie. Sein Blick fiel auf Babe, und mit einem wilden Grinsen strahlte er sie an.

„Hör zu, wir kommen hier weg, das verspreche ich dir. Und wenn wir heute Abend erst mal die Gastfreundschaft in Njodgul genießen und in weichen Fellen warmes Bier trinken, werden wir herzhaft darüber lachen, jawohl!“

Er reichte der Kriegerin seine Hand zum aufstehen und hob anschließend die traurigen Überreste eines Skis auf. Kritisch begutachtete er das Holz und nickte schließlich, während er in die Knie ging und in einer Tasche wühlte. Mit einem Seil in der Hand nickte er schließlich in Richtung des Kreuztores.

„Pass auf, wir machen folgendes: Bis zu dem Pfad hinter den Felsen sind es vielleicht zweihundert oder dreihundert Schritte. Wir müssen vorsichtig vorgehen,“ Kjaskar warf einen Blick in den Himmel und zeigte dann auf bereits geschmolzenen Schnee, „Allerdings dürfen wir uns auch nicht zuviel Zeit lassen, da die Sonne das Ganze hier noch brüchiger und unsicherer macht. Wir binden uns Seile um die Hüften, so dass wir uns bei einer dünnen Schneedecke gegenseitig helfen können. Das ist im Endeffekt nichts anderes, als ein vorsichtiges Voranschreiten in einem Sumpf – schau mich nicht so an, ich weiß, dass das gefährlich ist. Und ich fürchte, du wirst vorgehen müssen, meine Eislöwin – wenn der Schnee unter mir zusammenbricht, wird mein Gewicht dich mitziehen. Wir schaffen das schon – wäre doch gelacht!“

Bei den letzten Worten trat der Nordmann auf Babe zu, nahm sie in den Arm und drückte sie kurz. Schließlich löste er sich mit einem Nicken von ihr und reichte der Kriegerin ein Ende vom Seil, welches sie sich um die Hüfte schlang. Nachdem Kjaskar es ihr gleichgetan und sie ihre Rucksäcke und Waffen angelegt hatten, standen sie am Rand der von ihnen plattgetretenen Schneeplatte, die ihnen bis jetzt einen sicheren Halt bot.
Babe atmete noch einmal tief ein, dann schritt sie, typisch für sie, kampfeslustig in den Schnee. Kjaskar folgte ihr, immer einen Schritt hinter der Kriegerin stehend und das Seil straff haltend....


- Anonymous - 29.06.2005

Sie hatte den Mund bereits geöffnet um gegen die Bezeichung "Eislöwin" zu protestieren, als ihr die Logik an dieser Vorgehensweise auffiel. Sie seufzte deshalb nur kaum hörbar, band sich das Seil um die Hüften und stapfte anschließend wieder schwer beladen durch den Schnee.

Wie sie bereits befürchtet hatte, war an ein rasches Vorankommen nicht zu denken. Der Schnee hatte sich durch den Lawinenabgang hoch vor ihnen aufgetürmt und so brach sie immer wieder bis zu den Hüften in die weiche, kalte Masse ein. Kjaskar folgte ihr in einem Zickzackkurs und half ihr zudem stets aus ihren Löchern wieder hinaus. So kamen sie langsam vorwärts, wobei Babe mit der Zeit einen Blick für besonders tückische Schneestellen bekam und lieber dorthin trat, wo sich der Schnee aufwarf oder sogar ein Stück von einem Baum herausragte. Glatte Stellen mied sie, denn obwohl sie mit verführerisch glatten Schneefeldern lockten, wusste sie inzwischen, dass sich darunter lockerer Pulverschnee verbarg.

Trotz des seltsamen Kurses, den Babe einschlug näherten sie sich unhaufhaltsam dem Punkt, den Kjaskar als das Wegtor bezeichnet hatte.

"Die Sonne schmerzt..." meinte Babe auf halbem Weg schweratmend. Der Nordmann hatte sie soeben wieder einmal aus einem Schneeloch ziehen müssen und nun, während sie versuchte, sich das kalte Element aus ihrem Halsauschnitt zu holen, blinzelte sie Kjaskar entgegen.
"Bald kann ich gar nichts mehr sehen, fürchte ich..."

Die Kriegern nahm ihrer dicken und nassen Haarsträhnen, schlang diese auf Augenhöhe um ihren Kopf und steckte dann das Ende zwischen ihre Zähne. Mit diesem improvisiertem Sichtschutz blickte sie wieder über das Schneefeld.

"So sehe ich zwar auch nicht viel, aber immer noch mehr als ohne..." murmelte sie, den Weg wieder aufnehmend.

Wieder ging das ungleiche Gespann vorwärts und wieder nahmen sie dabei einen Kurs auf, als würde sich eine Ameise einen Weg über heißen Sand bahnen. Sie stoppten dabei erst wieder als sie den Wegpunkt erreicht hatten, den Kjaskar bereits erwähnt hatte.

Schwer atmend, durchnässt von Schweiß und Schnee lehnte sich Babe gegen den Fels. Ihre Haarsträhne hielt sie immer noch im Mund, so als würde sie sich daran festbeißen und Halt suchen.

"Die Lawine liegt hinter uns..." nuschelte `sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. "Von nun an sollte es leichter gehen."


- Anonymous - 30.06.2005

Mit einem Schnaufen stolperte Kjaskar neben Babe, nahm ihr wie beiläufig die Haare aus dem Mund und löste den Knoten des Seiles um seine Hüfte.

„Bei den Göttern, ich glaube, ich werde Thorgrim bei unserer Ankunft als erstes erwürgen, das Wohl! Wie kommt man nur dazu, derartig weit in den Norden zu wandern? Ich wette, der alte Besserwisser hat das mit Absicht gemacht und lacht sich daheim ins Fäustchen, während wir uns hier abrackern...“

Grimmig schüttelte der Hüne seinen Kopf und nahm einen Schluck aus seinem Wasserbeutel. Die eiskalte Flüssigkeit war mit hochprozentigem Schnaps versehen, um dem Einfrieren vorzubeugen und schmeckte dementsprechend scharf. Die Anstrengung des Marsches durch den Schnee ließen nur langsam von ihm ab. Seine Hände schmerzten von den unzähligen Malen, bei denen er das Seil fest umgriffen Babe aus einem Schneeloch ziehen musste. Mehrmals war er selber dabei fast in ein weißes Grab versunken...
Wortlos reichte Kjaskar die Wasserflasche an Babe weiter und sah sich erst einmal um.

Zwei sich gegenseitig abstützende Felsbrocken waren Ursprung von dem Namen des Wegepunktes. Die seltsame Konstruktion schien der Überrest von einer zurückliegenden Steinlawine gewesen zu sein, welche wohl auch wesentlich an den durch eine Kluft zwischen zwei Felsmassiven führenden Pfad beteiligt war. Auch hier lag Schnee, jedoch viel weniger als in dem Tal und vor der Lawine. Der Weg führte einige Dutzende Meter leicht bergauf, dann verlor er sich in einer Kurve.
Der Blick des Hünen ging nach oben, zu dem Rand oberen Rand der Kluft. Schnee schimmerte dort unheilvoll an den Rändern.

„Schaut doch ganz gut aus, das Wohl! Wenn uns jetzt keine Schneewehe auf den Kopf fällt, bin ich eigentlich zufrieden.“

Er kramte wieder die Karte hervor und folgte dem Verlauf des Pfades mit einem Finger.

„So wie es ausschaut, geht der Weg fast die ganze Zeit durch eine Art Canyon. Ich glaube mich erinnern zu können, dass er sich später etwas mehr öffnet, sollte mich nicht alles täuschen. Wenn wir uns anstrengen, sind wir noch vor Anbruch der Dunkelheit in Njodgul – rechtzeitig für ein warmes Bett und heißes Bier.“

Kjaskars Augen strahlten bei dieser Erwähnung, und mit einem Lächeln machte er sich daran, den Rucksack aufzuladen und anschließend den Wasserschlauch wieder an sich zu nehmen. Babe stieß sich während dessen unmutig von der Wand ab und sammelte missmutig und mit einer konstant vor sich hergemurmelten Schimpftirade über Zwerge, Gebirge und Schnee ihre Sachen ein. Der Hüne verbiss sich ein Lachen und nickte nur in Richtung des Pfades, den er als Erster entlang schritt...


Stunden später. Die Sonne hatte ihren Weg über dem Himmel bereits fast hinter sich gebracht und tauchte den Schnee nun in einen brennenden rötlichen Schein. Müde und erschöpft stolperten die beiden Wanderer aus dem Canyon, der sich zu einem riesigen, bewaldeten Tal hin öffnete. Überwiegend Tannengewächs schien hier in so großen Baumgruppen vertreten zu sein, dass eine freie Sicht nicht möglich war. Ein Pfad führte vom Canyon in den Wald herein, der wohl vor einige Zeit vom Schnee befreit worden war. Jetzt war er nur noch deswegen sichtbar, weil er weniger hoch als die restliche Schneedecke mit dem weißen nass bedeckt war. Müde, am ganzen Körper vor Kälte frierend rappelte sich Kjaskar auf und stolperte über den Pfad weiter.

„Bei Firun, was freue ich mich auf ein Feuer und ein warmes Bett! Der Norden ist auch nicht mehr das, was er mal war – früher waren die Winter nicht so dermaßen kalt, das Wohl!“

Murrend zog er mit Babe weiter über den Pfad, durch den Wald hindurch und grollte leise vor sich hin. Der Wald erschien rechts und links dichter zu werden, und ganz allmählich wurde der Schnee unter ihren Füßen deutlich weniger, umso mehr das Blätterdach über ihnen zunahm. Ein leises, humorloses Lachen drang aus Kjaskars Mund, als er sich zu Babe hin wandte.

„Ich hätte niemals geglaubt, etwas praktisches an einem Wald zu finden – aber hier lässt es sich tatsächlich besser wandern. Pass nur auf, wir müssten eigentlich jeden Augenblick Njodgul erreichen...“

Der Hüne verstummte urplötzlich, als der Wald sich zu einer größeren Lichtung öffnete. Ein halbes Dutzend hölzerne Hütten standen dort in einiger Entfernung eng beieinander. Die Häuser waren von einfacher Bauart und bis auf eines alle einstöckig.
Kjaskars Augen wurden zu Schlitzen, als er urplötzlich stehen blieb und auch Babe dazu aufforderte.

„Irgendwas stimmt hier nicht.... siehst du irgendein Licht in den Häusern?“


- Anonymous - 30.06.2005

Ihre Beine fühlten sich schwer an, als sie endlich die ersten Hütten des besagten Dorfes erreicht hatten.
"Als hätte ich Gewichte an den Füßen," dachte Babe, die die letzten Kilometer nur noch hinter Kjaskar hergestolpert war.
Schon lange hatte sich die Kriegerin nicht mehr so müde und zerschlagen gefühlt wie jetzt, zu diesem Zeitpunkt. Ihre Gedanken mussten weit zurückgehen, bis sie eine Erinnerung fand, wo sie sich in einem ähnlichen Zustand befunden hatte. Ein Schlachtfeld schob sich dabei vor ihr inneres Bild. Ein sinnloser Krieg und ein See von Blut sowie die Schreie der Verwundeten fügten sich dem zu. Krähen, die sich auf die Erschlagenen stürzten, ungeachtet des Schneefalls der die Leiber friedvoll zudecken wollten. Sie selbst hatte sich damals zum ersten Mal als eine Kriegerin gefühlt, denn es war ihre erste Schlacht gewesen. Viele waren dieser gefolgt, doch nur in dieser war sie von einer Müdigkeit ergriffen worden, die kein Denken mehr erlaubte.
Babe blinzelte deshalb mühsam, als Kjaskar sie fragte, was sie von dem Dorf hielt.

"Nein, ich sehe kein Licht..." murmelte sie ihm zustimmend zu. "Ob sie bereits alle schlafen?"

Die Kriegerin versuchte sich aufzurichten und umzublicken. Die Häuser waren einfach und obwohl frischer Schnee gefallen war, hatte keiner von ihnen den Weg davor freigeschaufelt. Zwar standen einige der dafür benötigten Werkzeuge vor den Hütten, doch auch auf ihnen hatte sich eine kleine Schneehaube gebildet, als wären sie alle schon länger nicht benutzt worden.

Im Hinterkopf der Kriegerin bildeten sich Gedanken, die sich langsam zu einem Bild formten. Zuerst weigerte sich Babe, diese Gedanken zuzulassen, denn es erschien ihr unglaublich mühsam, sie durch ihre Müdigkeit hindurch zu lesen, doch dann krochen diese Bilder so unweigerlich vor ihre Augen, dass die Kriegerin schlagartig wach wurde.

"Hier stimmt wirklich etwas nicht..."

Babe huschte zu einem der Häuser und spähte in eines der fast blinden Fenster hinein. Dunkeltheit gähnte ihr entgegen, so dass sie sich enttäuscht wieder abwandte. Bevor sie jedoch zurück zu Kjaskar ging, ließ sie den schweren Rucksack von ihren Schultern gleiten und in den Schnee fallen. In ihren Händen hielt sie statt dessen ihre Armbrust, in die sie nun einen Bolzen einspannte.

"Lass uns das Dorf getrennt nach den Bewohnern absuchen. Wenn einer von uns etwas entdeckt, ruft er den anderen..."

Nach einem kurzen Nicken zu dem Nordmann hin entfernte sich Babe, um um das Haus herumzugehen. Ihre Schritte wurden von dem Schnee gedämpft, der nur leise knirschte, als sie darüber hinwegstapfte. Die kahlen Bäume, die das Dorf umschlossen, gaben dem Szenario einen heimischen Anstrich, was jedoch nicht über die unheimliche Stille hinwegtäuschte, die über den Häusern lag.


- Anonymous - 01.07.2005

Mit einem knappen Nicken trennte sich Kjaskar von der Kriegerin. In seinen Händen ruhte die Orknase, die er rasch von seinem Rücken geholt hatte. Das ihn in seinen Bewegungen einschränkende Gepäck lag achtlos im Schnee hinter ihm.
Vorsichtig trat er zwischen zwei der Holzhütten hindurch, langsam einen Schritt vor den anderen setzend. Der Ausdruck der Erschöpfung in seinem Gesicht war wie weggewischt, schien in Anbetracht von Gefahr keinen Platz mehr zu haben und war einer nichtsagenden Maske gewichen. Seine Augen wanderten über den Schnee zwischen den Häusern – vergebens, selbst wenn es einmal Spuren gegeben hatte waren sie vom Schneefall verdeckt worden.

In der zunehmenden Dämmerung schritt der Hüne langsam um eines der beiden Blockhäuser herum und verharrte urplötzlich. Ein schauriges, lang anhaltendes Geräusch ertönte, das dem Hünen die Nackenhaare aufrichten ließ. Die Niederhöllen selbst schienen in Just dem Moment zu ertönen. Mit schneller werdendem Atem schlich Kjaskar sich bis kurz vor einer Ecke des vor ihm liegenden Holzhauses. Seine Augen schlossen sich zu kleinen Schlitzen, als er das schaurige Geräusch noch einmal abwartete und etwas versetzt vor ihm hören ließ, hinter der Holzwand. Mit einem raschen Schritt, weit geöffneten Augen und die über seinen Kopf erhobene Orknase fuhr er um die Ecke. Die Axt vollführte einen halbhohen Schlag zur Seite. Welcher die Luft durchschnitt. Vor ihm lag der im dämmrigen Sonnenuntergang liegende Wald, die Rückseite der Holzhütte und eine Fensterlade. Mit einem lauten, niederhöllischen Geräusch fuhr sie langsam zu einer Seite.

Kopfschüttelnd atmete Kjaskar aus und sah sich noch einmal wachsam im Wald um. Dann wanderte sein Blick zu der Lade, und seine Finger versteiften sich um das Holz des Axtgriffes. Die dünne Holzlade war eingebrochen. Nach Innen. An einer Seite war deutlich unter einem Raureif getrocknetes Blut zu sehen. Langsam, unendlich langsam löste sich eine Hand von dem Griff der Waffe und stieß gegen die Fensterlade, welche langsam einen Blick in das Haus frei gab. Das Innere glich einem Schlachtfeld – überall verstreut lagen zerbrochene Möbel und Haushaltsgegenstände herum. In der eisigen Kälte angefrorene Blutspritzer klebten überall an den Wänden, an der Decke und an den Möbeln. Lange, verwischte rote Schleifspuren führten tiefer in das Haus hinein. Grimmig fasste Kjaskar seine Axt wieder mit beiden Händen an, während er zu der Hintertür des Hauses trat. Nach einem winzigen Moment der Ruhe trat er mit seinem Fuß die Tür auf und schritt vorsichtig durch den Raum. Das gefrorene Blut machte es schwer, sein Alter zu schätzen.

Langsam trat der Hüne weiter durch den Raum, hin zu einer angelehnten Tür. Es war schummrig in der Blockhütte, das einzige Licht fiel durch die Abenddämmerung herein und schuf mehr Schatten als Licht. Wachsam öffnete er die Holztür und spähte in die Dunkelheit. Was er sah, ließ sein Gesicht zu einer grimmigen Fratze werden.

In dem kleinen Raum – wohl ehemals eine Art Vorratskammer – lagen unordentlich nebeneinander gelegt die Leichen von drei Menschen. Die Körper waren zerfetzt und ganz offensichtlich angenagt worden. Mehrere Körpergliedmaßen fehlten oder wiesen Bissspuren auf. Anscheinend hatte es sich bei den Toten um eine Frau und ein Mann im mittleren Alter sowie einer Greisin gehandelt – wirklich genau konnte Kjaskar sie allerdings nicht identifizieren. Die Kälte hatte die Wunden der drei Menschen konserviert, so dass man sehr genau die zerfetzen Kehlen und aufgebissenen Brustkörbe erkennen konnte. Einen Moment noch starrte er gebannt auf den grausigen Anblick vor ihm, dann wandte er sich abrupt um und stolperte aus dem Haus. Sie mussten so schnell es ging weg! Mit schnellen Schritten lief er zurück zu der Stelle, wo er sich von Babe getrennt hatte und rief im Laufen ihren Namen. Ein schauriges, anhaltendes Heulen antwortete ihm aus dem Wald und ließ ihn mitten im Schritt verharren. Das Heulen wurde von einer anderen Stelle aufgegriffen. Von immer mehr Seiten erklang ein anhaltendes Jaulen, dass dem Hünen die Nackenhaare aufrichten ließ.
Kjaskars Kehle entrang sich ein Stöhnen. Wölfe!


- Anonymous - 01.07.2005

Ein grausiger Anblick unweit des nächsten Hauses stoppte ihren Gang so plötzlich, dass Babe unwillkürlich wieder einige Schritte zurückging. Vor ihr lag - bedeckt von etwas Schnee - ein toter Mensch. Irgendetwas schien an seinem Arm gezerrt zu haben, denn er lag in einer Art und Weise da, die nur vermuten ließ, dass er über den Schnee geschleppt worden war. Gefrorene Blutlachen hatten sich unter seinem Körper gebildet und wäre nicht der Schneefall gewesen, würde man wahrscheinlich noch weitere Einzelheiten erkennen, die auf einen Kampf hinwiesen.

Die Hauswand in ihrem Rücken gebot ihrem Rückzug Einhalt und auch, wenn Babe nicht von sich behauptete, ängstlicher Natur zu sein, so fühlte sie sich von der Berührung des Holzes doch irgendwie getröstet.
In diesem Moment hörte die Kriegerin, wie Kjaskar laut ihren Namen rief. Sie wollte antworten, brachte jedoch beim anschließendem Wolfsgeheul keinen Laut über ihren Lippen. Statt dessen spürte sie, wie sich die feinen Härchen in ihrem Nacken von selbst aufrichteten und wie ein Schauer des Entsetzens über ihren Rücken kroch.

"Wölfe.." dachte Babe, einen raschen Blick in den immer dunkler werdenen Wald werfend. "Und sie dürften hungrig sein...."

Die Kriegerin ging an der Leiche vorbei. Ihre Armbrust hielt sie dabei abschussbereit nach oben. Sie nahm sie selbst dann nicht hinunter, als sie ein Keuchen hinter sich hörte.
"Ich habe es gehört..." flüsterte sie Kjaskar zu. "Und es dürfte ein ziehmlich großes Rudel sein, wenn sie es wagen, eine ganze Siedlung anzugreifen."

Wieder erklang das Wolfsgeheul, dass nun allerdings lauter und näher zu hören war wie vor einer Minute. Babe rutschte deshalb näher an Kjaskar heran, bis sie ihn leicht berührte. In ihrem Rücken hatte sie nun den Nordmann. In ihren Augen war das eine gute Position, um gegen ein Wolfsrudel anzutreten.

"Sie kommen..." flüsterte Babe wieder, als sie einen grauen Schatten am Waldrand mehr erahnte als erblickte. "Und sie wissen, wie gut wir schmecken..."

Neben dem Schatten erschien ein weiterer, dann noch einer. Leises Knurren war nun zu hören, das Babe das Blut in den Adern gefrieren lies. Langsam fixierte Babe mit der Armbrust den großen Leitwolf an, der sich ihnen mit geduckter Haltung näherte. Andere Wölfe traten an seine Seite und als wüssten sie um die Schwächen ihrer Flanken, traten sie wie fast nebenbei zur Seite, um anschließend von mehreren Seiten auf sie zuzuhalten..
Die Armbrust an die Wange gedrückt, wartete die Kriegerin, bis sich der Leitwolf bis auf wenige Meter den beiden Menschen angenähert hatte. Erst als sie erkennen konnte, dass der Wolf die Lefzen hochgezogen und das Nackenfell gesträubt hatte, drückte sie auf den Auslöser, der den Bolzen nach vorne schießen ließ.

Noch während der Bolzen sein Ziel suchte, griff Babe in die kleine Tasche an ihrer Hüfte und zog einen weiteren Bogen heraus. In Windeseile legte sie den Pfeil ein, zog mit dem Daumen die Sehne zurück, visierte an und drückte wieder ab - diesesmal hielt der Pfeil auf dem Wolf daneben an.

Ein Winseln zeigte ihr, dass wenigstens ein Bolzen getroffen hatte...


- Anonymous - 02.07.2005

Babes Schuß brach den kurzen Moment des Friedens. Mit einem lauten Heulen stürzte sich das Rudel auf die beiden Krieger. Rücken an Rücken stehend boten Babe und Kjaskar kaum Angriffsfläche für die Tiere, so dass nur wenige gleichzeitig angreifen konnten.

Mit zusammengekniffenen Augen, die Körperhaltung leicht nach vorne gebeugt, fixierten die Augen des blonden Hünen den ersten Angreifer, einen besonders häßlichen Wolf. Sein Maul war leicht geöffnet und zeigte gelbe, an mehreren Stellen abgebrochene Zähne, während er mit einem mächtigen Satz seiner Hinterläufe absprang und auf den riesigen Fleischberg vor ihm jagte. Unbewußt grub Kjaskar seine Füße tiefer in den Boden. Die Axt in seinen Händen bewegte sich instinktiv in einen seitlichen, mit aller Kraft geführten Bogen, während die blauen Augen des Hünen zwei weitere Wölfe erblickte, die sich knapp hinter dem ersten Angreifer hielten.
Noch bevor das erste Tier ihn erreichen konnte fuhr die Orknase mit der Wucht eines aufschlagenden Gebirges in den Körper des Wolfes und riss ihn regelrecht zur Seite herum, genau in die anderen beiden Wölfe hinein. Ein jämmerliches Jaulen erklang, als das Tier in einem Knäul aus Fell mit den anderen beiden Wölfen aus Kjaskars Sicht verschwand. Mehr intuitiv als gewollt fuhr der Hüne die Axt herum und schwang die Waffe dabei zu seiner anderen Seite. Ein weiterer Wolf drang auf ihn ein, und im sprichwörtlich letzten Moment konnte er den Stiel der Orknase zwischen sich und dem geiferndem Maul des ausgehungerten Tier bringen. Holz knirschte auf, als sich ein stahlhartes Gebiß um die Waffe verbiss. Hastig nahm Kjaskar eine Hand von der Waffe, ballte sie zur Faust und trieb sie dem Tier mit einem lauten Knacken zwischen die Augen. Der Wolf zuckte zurück und ließ dabei die Waffe frei - keinen Moment zu spät, denn es kamen bereits wieder weitere Angreifer auf ihn zu....


- Anonymous - 02.07.2005

Rotes Blut färbte den weißen Schnee, als der erste Wolf tot zurücksank. Die Kriegerin hätte gerne innegehalten, um dem schönen Tier sein Bedauern zu schenken, doch weitere Wölfe näherten sich ihnen, angestachelt durch den Blutgeruch und der Gegenwehr ihrer Beute.

"Wir müssen in eines der Häuser..." rief Babe dem Nordmann zu, obwohl ein Heben ihrer Stimme nicht nötig gewesen wäre. "Es sind zuviele!"

Sie trat einen Schritt zurück auf das Haus zu. Die Türe war auf der anderen Seite, doch wenn sie es schnell und geschickt anstellten, würden sie den rettenden Hauseingang erreichen, bevor der Rest des Rudels auftauchte. Babe legte deshalb noch einen weiteren Bolzen auf, um damit den ihr nächststehenden Wolf aufzuhalten, drehte sich dann um und rannte so schnell wie sie es vermochte um das Haus herum. Kjaskar folgte ihr, während seine Orknase einen Wolf nach dem anderen zurücktrieb.

Nach einem letzten Satz von Babe, der gleichzeitig auch die Türe des Hauses öffnen sollte, sprang Babe gegen das Holz. Es knirschte leise und Babe fiel mitsamt der Tür in eine Art Vorraum des Hauses.
Erschrocken rappelte sich die Kriegerin auf, hastete weiter und zog wenig später Kjaskar in den nächstliegenden Raum. Dort knallte sie die schwere Tür in dem Moment zu, in der ein weiteres Tier sie anspringen wollte. Den Rücken an die Türe gelehnt, spürten sie, wie das Holz ob der Wucht des Tieres erzitterte. Das Jaulen, das fast im gleichen Moment erklang, ließ Babe erleichtert aufseufzen. Der Wolf hatte sich wenigstens eine blutige Nase geholt...

"Der Tisch, schnell..."

In der Mitte des Raumes stand ein schwerer Tisch, auf den sie nun zeigte. Doch auch Kjaskar hatte ihn erblickt und war bereits zu ihm hingeeilt, um ihn gleich darauf vor die Türe zu schieben. Noch während der Nordmann den Tisch unter lautem Quitschen zum Eingang schob, konnte man ein wütendes Kratzen und Schnüffeln an der Tür hören.
Mit aller Kraft stemmte sich Babe gegen die Tür. Besorgnis stand auf ihrem Gesicht geschrieben, die auch dann nicht verschwand, als Kjaskar den Tisch umgekippt und vor den Eingang geschoben hatte.

"Mein Rucksack ist noch draußen." knurrte sie verärgert. "Verdammt..."

Die Kriegerin blickte sich um. Sie standen in einem Raum, der den Langhäusern der Thorwaler ähnelte, nur dass er nicht so ausladend war. Ein breiter Kamin war an einer Seite angebracht, und dort, wo der Tisch gestanden hatte, standen einige Stühle. Drei von ihnen lagen auf dem Boden, so als wäre jemand dagegengestoßen. An den Wänden hingen einige Äxte und weiter hinten war eine Türe, die vermutlich zu einem weiteren Raum führte.


- Anonymous - 03.07.2005

Kjaskar schwerer Atem bildete kleine Wolken, als er sich rasch in dem Raum umsah, in dem sie geflüchtet waren. Seine Hände lagen immer noch verkrampft um die Axt, von deren Blatt Blut auf den Holzboden tropfte. Das Poltern gegen die Türe hatte aufgehört.

„Ein schlechtes Zeichen...“ kommentierte Kjaskar knapp und schritt rasch zu der anderen Tür, die er nach einem kurzen Zögern kurz öffnete und hinaus spähte. Der Durchgang führte in einen kleinen Gang, welcher zu beiden Enden in weiteren Türen endete. Gerade, als sich der Hüne abwenden wollte, krachte einer der beiden Holzpforten auf und öffnete sich einem hereinströmenden Rudel Wölfe. Mit einem Fluch warf er die Tür zu und klemmte anschließend die lange Orknase als Ersatz für einen Holzbalken zwischen den zum verriegeln vorgesehenen Messinghaltern. Das Holz der Axt bog sich, als sich die Wölfe dagegen warfen, gab aber nicht nach. Der Hüne hatte zwischenzeitlich sein Entermesser gezogen und wartete lauernd darauf, dass der improvisierte Riegel aufsprang und er die Angreifer gebührend begrüßen konnte. Als sich beides anscheinend als robust genug zeigten und die Geräusche des Rudels leiser wurden und verstummten, atmete er laut aus. Anspannung schien von ihm zu fallen wie die Blätter eines Baumes beim verfrühten Frost. Durch das dämmrige Licht der zugeklappten Fensterladen konnte er Babe nur ungenau sehen, also machte er sich an dem Kamin zu schaffen, seine Waffe immer in Griffweite liegend. Nachdem er rasch einen der Stühle zerschlagen und Feuerstein und Stahl auf dem steinernen Sims über der Feuerstelle gefunden hatte, machte er sich daran, ein Feuer zu entfachen. Schweigend arbeitete er sich an den Funken und einer kleiner Flamme heran, während er Babe es überließ, die Wache zu halten. Als schließlich ein kleines Feuer in dem Kamin tanzte, ließ er sich erschöpft an einer Wand neben dem Kamin herab und fuhr sich mit blutverschmierten und dreckigen Händen durch sein Gesicht.

„Bei den Göttern.... Njodgul war... Njodgul ist... verdammt!“

Er stieß seine Faust wütend gegen die Wand neben sich und starrte dann dumpf zu Boden. Für einen kurzen Moment wirkte der Hüne erschöpft und hilflos wie selten zuvor, dann zog sich sein Gesicht vor Wut zusammen.

„Hier lebten acht Familien, ein Drittel stammt aus der Siedlung der Ottajesko. Was auch immer die Wölfe angestachelt hat, hier ihre Nahrung zu suchen – es geht nicht mit rechten Dingen zu, verflucht! Seit wann greift ein Rudel eine so große Ansammlung von Menschen an?“


- Anonymous - 03.07.2005

Schweigend wandte sich Babe von dem Fenster ab, durch dessen Ritze sie hindurchgespäht hatte. Ihre Miene zeigte Bedauern - denn auch, wenn sie die Famiien nicht persönlich gekannt hatte, erschütterte sie das Schicksal der Leute. Sie ging deshalb zu Kjaskar an den Kamin und legte ihm leicht die Hand auf die Schulter während sie vor ihm hinkniete.

"Der Winter ist hart in diesem Jahr..." versuchte sie ihn leise zu trösten. "Der Hunger wird die Tiere halb wahnsinnig gemacht haben."

Ihre Stimme erstarb. Nichts konnte das Ungeheuerliche, das hier geschehen war, in Worte fassen. Das Dorf war auf grausame Art und Weise ausgelöscht worden und Njodgul würde in Zukunft leer stehen, bis der Wind und das Wetter die Ansiedlung dem Erdboden gleichgemacht hatte.

Mit einer sanften Geste strich die Kriegerin über den Arm des Nordmann um am Ende kurz die Hand zu drücken. Dann stand sie wieder auf und ging zu ihrem Posten ans Fenster zurück. Die Wölfe hatten inzwischen eingesehen, dass sie nicht an die Menschen im Haus herankommen würden, weshalb sie damit begonnen hatten, an ihrem Rucksack herumzuschnüffeln. Der Geruch des Trockenfleisches schien ihnen sehr zu gefallen, denn Babe konnte sehen, wie die Tiere ihren Rucksack zerbissen um kurz danach über ihren Proviant herzufallen.

Das Gesicht der Kriegerin verfinsterte sich. Es war äußerst dumm von ihr gewesen, den Rucksack überhaupt abgelegt zu haben. Ihre Leichtsinnigkeit würden sie und Kjaskar spätestens dann schwer bedauern, wenn ihnen der Magen knurren würde.

"Ich könnte mich ohrfeigen..." murmelte Babe in einem Anflug von Selbstmitleid. "Und ich hielt mich für erfahren."

Sie blickte wieder zu Kjaskar, der immer noch wie ein Häufchen Elend an der Wand saß. Auf ihn konnte sie im Moment nicht zählen, denn er sah aus, als würde er im Geiste all die Freunde durchgehen, die er verloren hatte. Babe blickte deshalb noch einmal kurz zu den Wölfen und ging dann kurzentschlossen zu der Türe, die Kjaskar mit seiner Orknase verschlossen hatte.

"Die Wölfe kauen auf dem Trockenfleisch herum.." dachte sie, die Axt aus den Haltern nehmend. "Das gibt mir Gelegenheit, uns etwas zu Essen zu besorgen."

Die Axt wog schwer in ihren Händen, doch Babe nahm sie mit, als sie vorsichtig die Türe öffnete und hinaus in den Gang glitt. Kein Tier war zu sehen, weshalb sie rasch zur nächsten Tür ging und dort hineinspähte.

Kalte Luft drang ihr entgegen, die durch ein offenstehendes Fenster ungehindert hineinströmte. Die Wölfe mussten durch das Fenster gesprungen sein, was auch die nassen Schneespuren auf dem Holzboden bestätigten. Schnee war in den Raum hineingeweht worden und bedeckte den Boden und das darunterstehende Bett. Die Felle des Bettes lagen in völligem Durcheinander im Zimmer herum, so dass sich Babe eine Handvoll schnappte und nach draußen schleppte.
Die Kriegerin ging ein weiteres Mal in das Schlafzimmer, zog weitere Felle vom Bett und aus einer Truhe, um sie anschließend vor der Türe abzulegen, hinter der sie sich verbarrikadiert hatten.

Nachdem sie noch aus einer Kleidertruhe eine Handvoll frischer Wäsche und Hemden geschnappt hatte, untersuchte Babe den anderen Raum. Zu ihrer Freude war es die Küche: Töpfe lagen auf dem Boden und auf dem Board, Kräuter und Zwiebeln hingen an Haken an der Wand. Auf einem Brett über der Kochnische standen buntbemalte Tonkrüge, von denen sich Babe zwei nahm. Sie füllte sie noch mit den Zwiebeln und den Kräutern, bevor sie sich einer Truhe zuwandte, die mit einem Vorhängeschloss versehen war.
Da Babe nicht mit irgendwelchen Reklamationen einer verärgerten Hausfrau rechnete, schwang sie kurzerhand die Orknase und brach damit den Deckel der Truhe auf. Ein erleichtertes Seufzen entrang sich ihr, als darunter Nahrungsmittel wie Trockenfleisch, Brote, Rüben und einen, in einem Tuch eingewickelten, Käse hervorkam.

"Manchmal sind einem die Götter doch wohlgesonnen..." dachte Babe erleichtert, während sie einen großen Kochtopf nahm und soviele Nahrungsmittel wie möglich hineinlegte.

Kurz darauf stürmte sie in den Raum zurück, in dem sie Kjaskar zurückgelassen hatte. Es waren nur wenige Minuten vergangen, doch in dieser Zeit hatte sich der Raum durch das Feuer schon mit Wärme und LIcht gefüllt. Babe lächelte deshalb leise, zog die Felle in den Raum und stellte anschließend den Topf mit den Nahrungsmitteln vor dem Feuer ab. Nachdem sie die Türe mit der Orknase wieder verschlossen hatte, kniete sie vor dem Kamin, fütterte das Feuer mit den Resten eines Stuhles und leerte kurzerhand den Topf vor den Füßen Kjaskars aus. Rüben, Fleisch, Brot und Käse kullerten auf ihn zu, stießen an seine Stiefel und blieben anschließend dort liegen.

"Wenn du etwas warmes im Bauch hast, wird es dir wieder besser gehen," versuchte Babe den Nordmann aufzumuntern. "Wir sind in Thorwal, Kjaskar. Die Natur ist gausam, vor allem im Winter. Aber bevor ich das Schicksal der Menschen hier teile, will ich wenigstens noch eine letzte warme Mahlzeit haben und eine Runde schlafen."

Auf den Lippen der Kriegerin legte sich ein Lächeln, das nicht ganz ehrlich gemeint war. Ein harter Zug hatte sich an ihren Mundwinkeln festgesetzt, der nicht nur ihre Erschöpfung sondern auch ihre Entschlossenheit zeigte. Sie würde sich nicht kampflos den Wölfen ausliefern, dessen war sie sich bewusst.

Wieder strich sie ihm kurz über den Arm, stand dann auf und ging zu dem Bündel mit den Fellen, die sie hinter der Türe abgelegt hatte. Sie hatte die Kleidungsstücke nicht ohne Hintergedanken aus der Truhe gezogen, denn sie fühlte sich verschwitzt und matt darin. Den ganzen Tag hatte sie in ihren Kleidern gesteckt, mit denen sie durch den Schnee gestiegen und das nicht nur von Nässe durchsetzt, sondern auch von ihrem Schweiß und dem Blut der Wölfe durchtränkt war. Babe zog sich deshalb alle Felle, ihre Hose und ihr warmes Flanellhemd aus und zerrte dann aus dem Bündel ein langes Leinenhemd hervor. Die Frau, der es gehört haben mochte, musste ungefähr Kjaskars Statur gehabt haben, denn es ging ihr bis zu den Knieen und schlackerte um ihre Hüften herum, als hätte sie sich in ein Zelt gewickelt. Es tat jedoch seinen Dienst, denn die Kriegerin fühlte sich sichtlich wohler, ihre nassen und schmutzigen Sachen gegen etwas saubereres ausgewechselt haben zu können - auch wenn sie die Blumenstickerei über ihrem Busen als zu unkriegerisch emfpfand und der Ausschnitt immer wieder über ihre Schulter rutschte.

Gleiches würde sie auch Kjaskar gönnen, weshalb sie aus dem Bühndel ein weiteres Hemd zog. Es hatte die gleichen Maße wie das ihrige, dürfte somit auch den Nordmann passen - über die Blumen musste er einfach hinwegsehen, so wie sie es ebenfalls tat.

Mit bloßen Füßen lief Babe wieder zu ihm hin. Das Hemd legte sie unauffällig neben ihm ab - er würde selbst entscheiden müssen, in welcher Aufmachung er die Nacht verbringen wollte.

"Wo sind die Wasserflaschen?" fragte sie anschließend. "Wenn wir sie hierhaben, schau ich mal, ob ich einen Eintopf zaubern kann."


- Anonymous - 03.07.2005

Irritiert betrachtete der Hüne Babe einen Moment lang in ihrer neuen Aufmachung – er schien erst jetzt zu bemerken, dass die Kriegerin ihre Sachen ausgetauscht hatte. Das verspielte Leinenhemd wirkte fremd an der Kriegerin, die sich noch nie um „derartigen Unsinn“ gekümmert hatte, wie sie immer wieder betonte. Sein Blick fiel auf das zweite Leinenhemd, das sie ihm zugeworfen hatte und nickte dann.

„Bei den Göttern, du hast recht – nutzen wir diese seltsame Pause und sammeln unsere Kräfte. Ich weiß selbst nicht einmal, ob wir nun gerettet oder gefangen sind... Das Wasser? Hrangarverflucht, ich.. uh!“

Mitten in der Bewegung erstarrt, seine Wollweste abzustreifen hatte sich der Hüne mit der flachen Hand gegen die Stirn geklatscht und dabei die Wunde von dem unfreiwilligen Aufprall mit einem Stein am frühen Morgen getroffen. Leise fluchend kniff er die Augen zusammen und rieb sich vorsichtig mit den Fingern die Stirn.

„Wo das Wasser ist, fragst du mich? Wo wohl? Draußen in meinem Rucksack, dort wo jetzt die Wölfe sind... Ich hatte mich ebenfalls von meinem Gepäck befreit, da Gefahr in der Luft lag. Alles, was ich noch habe ist dieses Horn hier.“

Er griff zu seiner Hüfte und nahm das riesige Trinkhorn ab und reichte es der Kriegerin. Ein abgebundenes Stück Leder verhinderte, dass die kalte Flüssigkeit heraus schwappte. Das Gefäß war, je nach Sichtweise des Betrachters, halb voll oder halb leer.
Als Kjaskar die Hand wieder von seiner Stirn nahm, stand grimmige Entschlossenheit in seinem Gesicht.

„Das Wohl, ich werde mich doch nicht von einem Haufen flohverseuchter Teppichvorleger zum Narren halten lassen! Ich hole uns etwas zu trinken, und wenn es das Letzte ist, was ich noch tue!“

Entschlossen griff er nach einer der am Boden liegenden Äxte mit der einen Hand, nahm mit der anderen Hand den Schneetopf auf und trat an das Fenster. Vorsichtig warf er einen Blick heraus. Es waren keine Wölfe zu sehen. Babes Rucksack lag traurig und zerrissen im Schnee. Mit verkniffenem Gesichtsausdruck löste er den Riegel von den Fensterläden und schlug sie leise auf. Rasch stieg er durch das Fenster nach draußen, die Axt in der einen, den Kochtopf wie einen Schild in der anderen Hand haltend. Als er sich nach einem Moment umgesehen hatte, begann er rasch unter dem Dachvorsprung zum Schnee zu laufen, um diesen auf den Knien in den Kochtopf zu schaufeln.
Der Hüne hatte den Behälter noch nicht halb gefüllt, als erneut ein Heulen aus der unmittelbaren Nähe erklang. Fluchend legte er die Axt beiseite und schaufelte mit Händen und Armen mehr Schnee in den Topf. Eine Bewegung aus seinen Augenwinkel und Babes warnender Aufschrei ließen ihn rasch wieder aufstehen. Ein einzelner Wolf stob heran! Hektisch machte Kjaskar sich daran, den nun einiges schwerer gewordenen Kochtopf und die Axt zu ergreifen und stolperte damit zurück zum Fenster. Der Schatten in seinem Augenwinkel wurde größer, kam schneller heran, während das Fenster kilometerweit entfernt schien. Ein Surren erklang urplötzlich, gefolgt von einem jaulenden Geräusch neben ihm und dann prallte etwas gegen den Körper des Hünen. Babe hatte im wahrhaft letzten Moment ihre Armbrust betätigt und den Angreifer mit einem sauberen Blattschuss in Borons Reich geschickt. Diese Erkenntnis schien etwas verspätet in Kjaskars Kopf einzukehren, als er mit einem lauten Brüllen Topf und Axt neben einer hektisch zur Seite tretenden Kriegerin in den Raum warf und ebenfalls absprang. Der Hüne landete hart, rappelte sich aber sofort wieder auf, schmiss sich gegen die Fensterladen und verriegelte sie. Ein erschöpftes Grinsen lag in seinem erhitzten Gesicht, als er sich daran machte, den in dem Raum schnell schmelzenden Schnee wieder in den Topf zu befördern.

„Hallali, Babe! Ein sauberer Treffer, etwas unnötige Wagnis am frühen Abend und eine Grundlage für ein Essen – wir sind hier keine Gefangenen, das sag ich dir!“

Nachdem er fertig war, zog er sich ebenfalls bis auf die Hose aus und streifte das frische Leinenhemd über seine Schultern. Wer auch immer der vormalige Besitzer gewesen war, er war definitiv kleiner und auch weniger stämmig als Kjaskar gewesen. Der Stoff spannte an, und eine unglückliche Bewegung später riss er auch schon an mehreren Stellen. Achselzuckend ignorierte der Hüne diese Tatsache und machte sich daran, den Kochtopf auf das Feuer zu setzen.


- Anonymous - 03.07.2005

Nachdenklich legte Babe die Armbrust zur Seite, mit dem sie dem Wolf den Garaus gemacht hatte. Kjaskar hatte recht - auch wenn er es verneint hatte - ihrer Meinung nach saßen sie hier mehr oder weniger in der Falle. Sein Ausflug hatte gezeigt, wie leichtsinnig sie selbst vorgegangen war. Sie war wahrscheinlich nur deshalb nicht angegriffen worden, weil sich die Wölfe um das Trockenfleisch und ihren Rucksack gebalgt hatten. Noch einmal würde sie nicht mehr so ein Glück haben, wenn es darum ging, Essen zu holen. Sie nickte deshalb unbestimmt, ging zu den Nahrungsmitteln und begann unter Zuhilfenahme ihres Dk`taghs die Rüben zu schälen und kleinzuschnippeln. Gleiches tat sie mit den Zwiebeln und mit dem Trockenfleisch.

Kjaskar hatte inzwischen den Topf inmitten in des Feuers gesetzt, so dass sie alles in das Wasser warf, welches bereits zu sieden begonnen hatte. Ohne Salz würde es ein wenig fad schmecken, doch Babe nahm die Kräuter und warf sie hinein. Sie hatte zwar keine Ahnung, ob sie für die Küche bestimmt oder eher für die Heilung bestimmt waren, aber es würde neben dem Fleisch die einzige Würze bieten, die sie dem Eintopf angedeihen lassen konnten.

Während die beiden Gefährten warteten, dass der Eintopf durchzog, gingen Babe und Kjaskar zu den Fellen und schleppten sie vor den Kamin. Es waren relativ kleine Felle, die vor allem als Teppiche für den Winter und für den Boden gedacht waren, aber sie würden für diese Nacht und für den Zweck reichen: zusammen mit dem Feuer wären sie so vor dem Frost geschützt, der durch die Ritzen des Hauses drang.

Ihre Erschöpfung ob diesen Tage brach wieder durch, als sie wenig später vor dem Krug mit dem Eintopf saß. Auf den Fellen sitzend, den Krug vor sich auf den Knien, in einer Hand ihren Dolch und neben sich ein großes Stück Brot, brachte sie fast nicht die Mühe auf, mit dem Essen zu beginnen.

"Ganz schön anstrengend, so ein Tag..." murmelte sie in einem Anflug von Galgenhumor. "Ich fürchte, ich werde vor der Suppe verhungern, so müde bin ich."

Ein Seufzen entrang sich ihr. Die Kriegerin zwang sich dazu, den Krug an die Lippen zu nehmen und wenigstens die Brühe zu kosten.
Es schmeckte würzig und wenn sie bis jetzt noch befürchtet hatte, dass die Kräuter unpassend waren, wurde sie nun eines Besseren belehrt - es schmeckte köstlich. Diese Tatsache ließ Babe zu ihrem Messer greifen, mit dem sie die festen Bestandteile aus dem Krug fischte und sie legte es erst wieder weg, als die den letzten Rest Suppe mit dem letzten Rest von ihrem Brot aufgewischt hatte.

Ihre Hand glitt anschließend über die Felle, auf denen sie saßen. Sie fühlten sich weich und warm an - unglaublich verlockend für jemanden, dessen Beine vor den Anstrengungen des Tages schmerzte und der sich nichts sehnlicher wünschte, als sich endlich hinlegen zu können.